Garbe, Richard (Hrsg.):Bhagavadgita
- gebrauchtes Buch 2008, ISBN: 9783866472488
[PU: Anaconda], Die Bhagavad Gita: Auf dem Schlachtfeld des Lebens
Sie ist einer der meistgelesenen Texte der Welt und gehört zu den zentralen Quellenlektüren des traditionellen Yoga: die… Mehr…
[PU: Anaconda], Die Bhagavad Gita: Auf dem Schlachtfeld des Lebens
Sie ist einer der meistgelesenen Texte der Welt und gehört zu den zentralen Quellenlektüren des traditionellen Yoga: die Bhagavad Gita. Janine Schneider über das jahrhundertealte Werk – das mehr mit dir zu tun hat, als du auf den ersten Blick glaubst.
Von Janine Schneider
Sie ist einer der meistgelesenen Texte der Welt und hat einen besonderen Platz im Yoga-Bücherregal verdient. Sie ist poetisch, vielschichtig, spannend und, zugegeben, auf den ersten Blick vielleicht manchmal ein wenig verwirrend: Die Rede ist von der Bhagavad Gita, in der die Unterhaltung des mutigen Prinzen Arjuna mit seinem Freund und Wagenlenker Krishna auf dem Schlachtfeld erzählt wird.
Als Standardtext bei jeder fundierten Yogalehrer:innen-Ausbildung oder beim Lesen über die Wurzeln des Yoga bist du der Gita bestimmt schon begegnet. Neben den Upanishaden, dem Yoga Sutra oder auch der Hatha Yoga Pradipika gehört sie zu den bekanntesten Texten rund um Yoga. Sie enthält sogar „die innere Essenz Indiens“ – so schreibt es wenigstens Jack Hawley in der Einführung seiner Übersetzung der Gita.
Aber die Bhagavad Gita ist kein verstaubter Historienroman. Das Gespräch zwischen Arjuna und Krishna ist auch für uns moderne Menschen relevanter, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Darum komm mit auf eine Reise, weit in die Vergangenheit, auf das Schlachtfeld von Kursukshetra nahe dem heutigen Delhi, wo Krishna seinen entmutigten Freund auffordert: Tu deine Pflicht als Krieger – und töte!
Falls du jetzt gerade erschrocken bist und dich fragst, wie eine Aufforderung zur Gewalt mit Yoga zusammenpasst, dann lies weiter...
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Bhagavad Gita
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Buch
Die Bhagavad Gita: Auf dem Schlachtfeld des Lebens
Sie ist einer der meistgelesenen Texte der Welt und gehört zu den zentralen Quellenlektüren des traditionellen Yoga: die Bhagavad Gita. Janine Schneider über das jahrhundertealte Werk – das mehr mit dir zu tun hat, als du auf den ersten Blick glaubst.
Von Janine Schneider
Sie ist einer der meistgelesenen Texte der Welt und hat einen besonderen Platz im Yoga-Bücherregal verdient. Sie ist poetisch, vielschichtig, spannend und, zugegeben, auf den ersten Blick vielleicht manchmal ein wenig verwirrend: Die Rede ist von der Bhagavad Gita, in der die Unterhaltung des mutigen Prinzen Arjuna mit seinem Freund und Wagenlenker Krishna auf dem Schlachtfeld erzählt wird.
Als Standardtext bei jeder fundierten Yogalehrer:innen-Ausbildung oder beim Lesen über die Wurzeln des Yoga bist du der Gita bestimmt schon begegnet. Neben den Upanishaden, dem Yoga Sutra oder auch der Hatha Yoga Pradipika gehört sie zu den bekanntesten Texten rund um Yoga. Sie enthält sogar „die innere Essenz Indiens“ – so schreibt es wenigstens Jack Hawley in der Einführung seiner Übersetzung der Gita.
Aber die Bhagavad Gita ist kein verstaubter Historienroman. Das Gespräch zwischen Arjuna und Krishna ist auch für uns moderne Menschen relevanter, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint. Darum komm mit auf eine Reise, weit in die Vergangenheit, auf das Schlachtfeld von Kursukshetra nahe dem heutigen Delhi, wo Krishna seinen entmutigten Freund auffordert: Tu deine Pflicht als Krieger – und töte!
Falls du jetzt gerade erschrocken bist und dich fragst, wie eine Aufforderung zur Gewalt mit Yoga zusammenpasst, dann lies weiter...
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Der Ursprung der Bhagavad Gita
Um die Handlung der Bhagavad Gita verstehen und einordnen zu können, ist es hilfreich, die Entstehungsgeschichte und Hintergründe des Textes zu kennen. Die Gita, ein poetisches Lehrgedicht aus 18 Kapiteln und 700 Versen (Shlokas), wurde vor mehreren tausend Jahren in Sanskrit verschriftlicht und wahrscheinlich schon viel länger mündlich überliefert. Bhagavat bedeutet „der Erhabene“, gita heißt „Gesang“. Übersetzen lautet der Titel also „Gesang des Erhabenen“ oder „Gottes Gesang“.
Sie ist Teil des großen indischen Kriegsepos Mahabharata und steht hier im sechsten der 18 Bücher oder Parvans. Ob die Gita ein originaler Teil der Mahabharata ist oder erst nachträglich eingewoben wurde, darüber gehen die Meinungen auseinander. Das Mahabharata entstand im Verlauf vieler Generationen. Die letzte Bearbeitung erfolgte laut dem bekannten deutschen Indologen und Autor Georg Feuerstein im zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus, wie er in seinem Buch „Die Yoga Tradition” schreibt. Das Kernelement des Epos könnte laut Feuerstein aus der Zeit unmittelbar nach dem 18-tägigen Bharata-Krieg stammen, dessen genaues Datum ebenfalls unbekannt ist. Die erste englische Übersetzung stammt von Charles Wilkins aus dem Jahr 1785.
Heute steht die Gita als literarischer Schatz meist für sich selbst und losgelöst aus der großen Kriegserzählung. Der Autor beziehungsweise die Autoren sind nicht bekannt – wahrscheinlich hatten mehrere Personen Einfluss auf das Werk und stellten es zusammen. Für viele Gläubige allerdings besteht kein Zweifel, dass der Text von Krishna offenbart wurde.
Gleich im ersten Kapitel der Gita landen wir direkt auf dem Kriegsschauplatz: zwei Heerestruppen stehen einander gegenüber, Trompeten, Muschelhörner und Pauken dröhnen, die Stimmung ist aufgeheizt. Der mutige und unerschrockene Prinz und Krieger Arjuna, Königssohn aus dem Stamm der Pandavas, steht mit Pfeil und Bogen bewaffnet auf seinem prächtigen Wagen, gezogen von vier weißen Pferden. Neben ihm: Krishna, sein guter Freund und Wagenlenker – und neben ihm auch noch eine Inkarnation des Gottes Vishnu, was aber erst später ersichtlich wird.
Arjuna weist Krishna an, den Wagen in die Mitte der Ebene zwischen die beiden Heere zu lenken. Von hier schauen sie auf ihre Gegner, die Kauravas, kurz vor Beginn der Schlacht um Arjunas rechtmäßiges Königreich. Unter den Feinden: Onkel, frühere Lehrer und ehemalige Freunde des Prinzen.
Und plötzlich beginnen Arjunas Hände zu zittern:
„Die Arme und Beine werden mir schwer, Krishna. Mein Mund ist trocken und die Haare stehen mir zu Berge – und meine Glieder schlottern. […] Ich kann kaum meinen Bogen halten. Am ganzen Körper brennt meine Haut. Mir schwirrt der Kopf. Ich kann kaum aufrecht stehen. Was geschieht mit mir?“
Bhagavad Gita 1:29-30
Arjuna, der sonst immer furchtlose Krieger, bekommt es beim Anblick seiner Bekannten und Verwandten, die er töten soll, mit der Angst zu tun. Er verzweifelt, verliert seine Entschlossenheit und ist breit, all den Ruhm, die Ehre und sogar sein Königreich und Leben aufzugeben. Er will nicht kämpfen und wirft seine Waffen zu Boden.
Schließlich reflektiert er über den Sinn des Lebens und bittet Krishna um Rat:
„Ich suche Zuflucht bei dir und ergebe mich dir. Bitte unterweise mich, geliebter Krishna, zeig mir den Weg.“
Bhagavad Gita 2:7-8
Doch der Prinz ist verwundert, denn Krishna zeigt keinerlei Bedauern und fordert ihn stattdessen auf, zu kämpfen und als Krieger ein Leben gemäß seines Dharma zu führen. Was folgt, sind göttliche Unterweisungen Krishnas an seinen Freund über Leben und Tod, Gut und Böse und die Natur der Wirklichkeit.
Die Message der Bhagavad Gita: Nimm an, was ist
Vordergründig lesen wir also über einen Krieg zwischen zwei Stämmen und von einem Lehrer, der seinem Schüler sagt, er solle nicht zögerlich sein und töten. Auf den ersten Blick passt das so gar nicht zusammen mit dem Bild des ethischen Yogins und dem Ideal der Gewaltlosigkeit.
Erst wenn wir uns vor Augen halten, dass es sich bei der Bhagavad Gita um Poesie handelt und der Krieg als Metapher dient, wird die tiefere Ebene ersichtlich: Es geht nicht um das buchstäbliche Töten, sondern um den Krieg im Inneren, den jeder Mensch nur zu gut kennt, nämlich das Ringen um die richtigen Entscheidungen, den Umgang mit Schmerz und Unsicherheiten – und die Fragen nach dem tieferen Sinn unseres Lebens.
So ist eine zentrale Lehre der Gita, dass die Grundlage aller unserer Handlungen eine annehmende, akzeptierende sein sollte – so wie wir es aus dem Karma Yoga, dem Yoga der Tat, kennen. Dieses Handeln ist nicht auf das Ergebnis orientiert, sondern frei von jeder Erwartung.
Krishna ermahnt Arjuna, seinen Pflichten als Krieger nachzukommen und gleichzeitig gleichmütig zu sein:
„Leiste deiner Arbeit in dieser Welt, und richte dabei dein Herz auf das Göttliche statt auf Ergebnisse. Mach dir keine Sorgen um Resultate. Sei innerlich ausgeglichen bei Erfolg oder Misserfolg. Diese geistige Ausgeglichenheit ist das, was mit Yoga (Vereinigung mit Gott) gemein ist. In der Tat: Gleichmut ist Yoga.“
Bhagavad Gita 2:48
Diese Haltung hilft uns vor allem beim Umgang mit der Komplexität unseres Alltags. Denn im echten Leben gibt es kein Schwarz und kein Weiß, sondern nur buntes Chaos...
Wie oft haben wir beim Yoga das Bild des alten Yogis in einer Höhle im Himalaya im Sinn. Ja, der Gedanke ist verlockend, sich das Leben so auszurichten, dass möglichst wenige „Störfaktoren“ die Meditation, die Yogapraxis oder das Leben an sich durcheinanderwirbeln. Aber laut Krishna ist es nicht nötig, sich aus dem Leben zurückzuziehen.
„Leben in der Welt und spirituelles Leben stehen sich nicht prinzipiell unversöhnlich gegenüber;“, schreibt Georg Feuerstein in seinen Ausführungen zur Gita, „beides kann und soll man gleichzeitig ausüben, um so ein ganzheitlich integriertes Leben zu führen.“ Auch wenn es nicht immer leicht ist.
Der Aufbau der Bhagavad Gita – und die wahre Natur der Dinge
Neben den wichtigen Erläuterungen über die Lehre des Karma Yoga, hat die Bhagavad Gita noch viel mehr zu bieten – so kommen auch Aspekte der anderen Yoga-Wege zur Sprache, etwa Jnana Yoga, der Yoga der Erkenntnis, und Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe oder bedingungslosen Liebe.
Inhaltlich können die 18 Kapitel laut Hawley in drei Teile unterteilt werden:
Das erste Drittel behandeln das Erkennen des wahren Selbst und beantwortet, warum es wichtig ist, die weltlichen Pflichten zu erfüllen.
Das zweite Drittel behandelt die wahre Natur Gottes und die Liebe zu ihm.
Das letzte Drittel erklärt, wie der Mensch seinen Daseinszweck erkennen kann, der darin besteht, sich von Schmerz und Kummer zu befreien und in Gott aufzugehen.
Ziel des menschlichen Daseins ist es laut Krishna, der im berühmten Kapitel 11 Arjuna seine göttliche Gestalt offenbart, die Dualität zu durchschauen und die eigene Unsterblichkeit und wahre Natur als Atman, reines Bewusstsein, zu erkennen, und so inneren Frieden zu erlangen.
Der Weg dorthin wird unter anderem in Kapitel 6, Vers 24 bis 26 beschrieben:
„Verzichte auf alle egoistischen Begierden, die nur Hervorbringungen des Ego sind. Verwende deinen Geist dazu, alle deine Sinne zu bändigen. Hindere deinen ruhelosen und zappeligen Geist daran, erpicht auf Reizungen und Befriedigung nach draußen abzuschweifen. Richte ihn nach innen und schule ihn darin, in Gott zu ruhen. Halte deine Aufmerksamkeit im Atman, deinem wahren Selbst, verankert. Denke an sonst nichts. Dann werden nach und nach Frieden und Ruhe in dir einkehren.“
„Ich werden handeln, wie du es befielst“, sagt Arjuna im letzten Kapitel der Bhagavad-Gita, nachdem er seine Zweifel überwunden hat. „Ich bin mir meiner wahren Wirklichkeit bewusst und strickt auf meinen Dharma ausgerichtet.“ Und so zieht Arjuna in die Schlacht, die 18 Tage dauert – und geht schlussendlich als Sieger vom Platz. Damit bedeutet Yoga für Krishna, wie Feuerstein es formuliert, das alltägliche Leben ganz auf das höchste Selbst auszurichten.
Die Gita im Hier und Jetzt: Stell dich deinen inneren Kämpfen!
Die Bhagavad Gita ist ein sehr vielschichtiger Text, von dem wir einiges über indische Philosophie, Mythologie und Kultur lernen können – und das eingepackt in eine spannende Erzählung. Sie wurde und wird nicht nur von der indischen Bevölkerung und yogischen Meistern wie Mahatma Gandhi, Paramahansa Yogananda oder Swami Sivananda geliebt, sondern inspirierte auch viele westliche Intellektuelle und Schriftsteller wie Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm von Humboldt, Arthur Schopenhauer, Walt Whitman oder Aldous Huxley.
Und mehr noch: Das Lesen der Bhagavad Gita kann zu einer spirituellen Praxis werden, wenn wir den Text nicht nur intellektuell erschließen, sondern ihn in uns wirken lassen, ihn anzunehmen. Nicht nur mit dem Verstand, sondern mit einem offenen Herzen und einer meditativen Haltung. Denn der Text lässt unzählige Interpr, DE, [SC: 3.90], wie neu, privates Angebot, [PU: Köln], Banküberweisung, [CT: Religion/Philosophie / Hinduismus]<