Tina Knaut:Berichterstattung über Sexualität: Zwischen Tabuisierung und Pornografisierung
- neues Buch 2010, ISBN: 9783842813663
Eine Literaturanalyse zum gegenwärtigen Stand der Diskussion Inhaltsangabe:Einleitung: ¿Sex is part of life. It would be unrealistic to expect the mass media to ignore it. Whether it caus… Mehr…
Eine Literaturanalyse zum gegenwärtigen Stand der Diskussion Inhaltsangabe:Einleitung: ¿Sex is part of life. It would be unrealistic to expect the mass media to ignore it. Whether it causes offence or harm to the public depends critically on how it is portrayed, and on how it is used by individuals¿. Problemdarstellung: Sexualität war noch nie so omnipräsent wie heute ¿ erst recht in den Medien. Wenn man die mediale Verbreitung von Sexualität betrachtet, denkt man unverzüglich an Begriffe wie Überflutung, Allgegenwärtigkeit, Sexualisierung oder gar Pornografisierung. Sexuelle Reize sind aus den Massenmedien, die uns täglich allerorten umgeben, nicht mehr wegzudenken: nackte Frauen in der Werbung oder gleich auf dem Titelblatt einer Zeitung, pornografische Webseiten im Internet, der Erotikfilm im Fernsehen. Die Schlussfolgerung dessen: Die öffentliche Sphäre ist sexualisiert. Unsere Gesellschaft scheint im 21. Jahrhundert so aufgeklärt wie nur möglich von einem Tabu kann bei dem Thema Sexualität ¿ scheinbar ¿ nicht mehr gesprochen werden. Doch ist dem wirklich so Und vor allem: Wie sieht es aus, wenn man die Thematik auf ¿Sexualität und Journalismus¿ eingrenzt Welche Rolle spielt Sexualität in der Berichterstattung der Medien ¿ und somit auch als Inhalt und nicht nur als gerne genutzt Form oder als Nachrichtenfaktor, der Aufmerksamkeit beim Rezipienten erzeugen soll Oberflächliche Reize finden sich in medialen Darstellungen von Sexualität zur Genüge. Doch abgesehen davon stellt sich die Frage: Werden auch pikante Aspekte und strittige Themen zum Inhalt eines Artikels oder Fernsehbeitrags gemacht Ein solches Beispiel ist ein Artikel des Magazins ¿NEON¿ in der Ausgabe vom Mai 2005. Darin wird über Asexualität berichtet, ein deviantes Sexualverhalten, dem weder in der Öffentlichkeit noch in den Medien viel Beachtung geschenkt wird. Doch gerade diese Berichterstattung kann beim Leser Sensibilität für das Thema schaffen und gleichzeitig Betroffenen helfen, indem auf Internetforen verwiesen und am Ende des Artikels auch eine Linksammlung angeboten wird. Der Autor Rainer Leurs schreibt: ¿Sich als Asexueller in dieser Welt zu bewegen, das muss ein absurdes Gefühl sein: bestürmt von sexy Werbung, sexy Mode, sexy Musikvideos und `Sex and the City`.¿ Er meint damit: Unsere Welt ist sexualisiert. Die Medien passen sich an und bemühen sich, das Bild der sexualisierten Welt zu reflektieren, aber erzeugen auf der anderen Seite gerade durch ihre Darstellungen erst diese Sexualisierung. Die Frage bleibt also, ob es angebrachter ist, von einer Sexualisierung der Medien zu reden oder aber von einer Medialisierung der Sexualität. Dieser Lebensbereich ist so vielfältig, dass er den Medien per se ein breit gefächertes Themenspektrum bietet. Doch wenn man über die Berichterstattung über Sexualität nachdenkt, kommen einem entweder Ratgeberkolumnen oder Berichte über Sexualdelikte in den Sinn. Gerade letztere begegnen dem Leser, Zuhörer und Zuschauer immer wieder in den Medien, wie auch die im Jahr 2010 aktuelle Medienberichterstattung über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche oder über den Vorwurf der Vergewaltigung gegenüber dem bekannten Meteorologen Jörg Kachelmann zeigt. Mit der Beziehung zwischen dem System der Medien und dem Lebensbereich der Sexualität beschäftigt sich in seiner Arbeit auch der Zusammenschluss der ¿Parlamentarier/Innen für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Rechte¿ (SRGR) im Deutschen Bundestag. Die Beteiligten sind laut Margit Miosga der Ansicht, dass bei der Berichterstattung über Sexualität häufig eine politische Komponente fehle. Miosga ist Mitglied dieses Deutschen Parlamentarischen Forums, das sich unter anderem dafür einsetzt, dass künftige Journalisten in Seminaren lernen, wie man besser über Sexualität berichten kann. In ihrer Arbeit nimmt das Forum Bezug auf das Aktionsprogramm der Internationalen Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung (ICPD), die ¿ von den Vereinten Nationen organisiert ¿ 1994 in Kairo stattfand. Die Ziele dieses Aktionsprogramms lauteten: Gleichstellung der Geschlechter, Senkung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit, Zugang zu Bildung speziell für Mädchen, weltweiter Zugang zu qualitativ hochwertigen Dienstleistungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit einschließlich Familienplanung, sexueller Gesundheit, HIV-Prävention und Sexualerziehung, Verhinderung von sexueller Misshandlung wie Genitalverstümmelung, von Zwangsheirat und Zwangsprostitution und jeder Art von Sklaverei.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbstractI English AbstractII Executive SummaryIII AbkürzungsverzeichnisVI 1EINFÜHRUNG1 1.1Problemdarstellung1 1.2Gegenstand und Ziel der Untersuchung4 1.2.1Erkenntnisinteresse4 1.2.2Forschungsfragen5 1.3Methodik und Vorgehensweise6 1.3.1Untersuchungsdesign6 1.3.2Literaturanalyse9 1.3.3Zur Literaturauswahl11 1.4Konzeption und Struktur der Arbeit14 2SEXUALITÄT UND SEXUELLE MEDIENINHALTE16 2.1Eine Begriffsbestimmung zur Sexualität16 2.2Sexuelle Sozialisation durch Medien21 2.3Mediale Darstellungen von Sexualität 25 2.3.1Journalistische Berichterstattung über Sexualität29 2.3.2Zwischen Pornografisierung und Tabuisierung31 3LITERATURANALYSE35 3.1Erste Korona: Journalismus und Sexualität35 3.2Zweite Korona: Medieninhaltsforschung74 3.3Dritte Korona: Medienwirkungsforschung87 3.4Vierte Korona: Weitere Forschungsgebiete105 3.4.1Publikums- und Mediennutzungsforschung105 3.4.2Medien- und Sexualpädagogik114 3.4.3Kulturgeschichte123 4RESÜMEE UND DISKUSSION137 4.1Fazit und Zusammenfassung der Literaturanalyse137 4.1.1Ergebnisse zur medialen Darstellung von Sexualität137 4.1.2Ergebnisse zum aktuellen Forschungsstand139 4.2Implikationen für den medialen Umgang mit Sexualität143 4.3Limitationen und Ausblick146 5LITERATURVERZEICHNIS148 6STICHWORTVERZEICHNIS163Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.3, Mediale Darstellungen von Sexualität: [¿] Dass Sexualität heute medial omnipräsent ist, ist in der Forschung unbestritten. Der tatsächliche Einfluss der Massenmedien auf die Meinungsbildung der Bevölkerung zum Thema Sexualität wird allerdings noch erforscht. Ein Ergebnis ist unter anderem, dass die Medien mit dem Element der Moralpanik normgerechtes Verhalten standardisieren, Abweichungen sanktionieren und die öffentliche Aufmerksamkeit strukturieren. Beispielhaft für eine medial inszenierte Moralpanik ist die Berichterstattung über den HI-Virus ab 1983. Sexualität wurde durch AIDS wieder zu einem Politikum, bei dem die Medien zwischen lasterhaft und tugendhaft polarisieren konnten. Hinzu kommt im digital geprägten 21. Jahrhundert, dass die Rezipienten, vor allem technisch versierte Jugendliche, zu Produzenten werden und dank Web 2.0 selbst an der Darstellung von Sexualität in den Medien beteiligt sein können: ¿In short, adolescents have some control over media`s influence on them and, thanks to new media technologies, they have it within their power to produce sexual media content¿. Man darf sich demnach den Rezipienten nicht als vollkommen unmündigen Bürger vorstellen, der der medialen Berichterstattung ¿ausgeliefert¿ ist. Wie genau diese Berichterstattung aus journalistischer Sicht aussieht, soll im folgenden Kapitel näher erläutert werden. 2.3.1 Journalistische Berichterstattung über Sexualität ¿Warum ist Sexualität, einer der stärksten menschlichen Triebe und Beweggründe, kein Thema für ernsthafte(re) Berichterstattung¿ Gerade die journalistische Berichterstattung über Sexualität kann einen starken Einfluss auf die vorherrschende Meinung der Bevölkerung zu einem sexuellen Thema haben. Denn innerhalb einer demokratischen Gesellschaft besitzen Massenmedien und insbesondere der Journalismus drei herausragende gesellschaftliche sowie politische Funktionen: Sie sollen informieren sie sollen helfen, sich eine Meinung zu bilden sie sollen das politische System kritisieren und kontrollieren. Zudem sollen die Massenmedien dazu beitragen, bestimmte Sachverhalte öffentlich zu machen (Artikulation) sowie die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf wichtige Themen und Ereignisse zu lenken (Agenda-Setting-Funktion). Sie erfüllen eine Unterhaltungsfunktion ebenso wie eine Integrations- und Sozialisationsfunktion (siehe dazu auch Kapitel 2.2). Letztlich soll der Journalismus außerdem Bildung vermitteln. Journalisten tragen insofern eine relevante Verantwortung, da ihre Berichterstattung über Sexualität Einfluss hat auf den Wissensstand, die Kenntnisse und die Meinungsbildung in der Bevölkerung. In jedem Punkt der Beitragsproduktion ¿ von der Themenauswahl über die Recherche bis hin zur Artikulation und Verbalisierung ¿ besitzen Journalisten ¿an important, liberating role [¿] through the choices they make in terms of style, tone, and even whom they choose to interview¿. Vorurteilsstrukturen in der Berichterstattung können potentiell die Dynamik kultureller (und anderer) Konflikte beeinflussen. Sexualität ist ein interessantes Thema für eine Berichterstattung, denn ¿die sexuelle Erfahrung ist neben dem Tod [¿] die allgemeinste Erfahrung. Zum anderen lebt Sex immer noch vom Mythos der geheimsten, intimsten, individuellsten Erfahrung¿, obgleich hier darauf verwiesen sei, dass sich dieser Mythos gerade dadurch abnutzt, dass Sexualität so öffentlich (omni-)präsentiert wird. In journalistischen Darstellungsformen wird Sexualität in vielfältiger Weise thematisiert. Im Fernsehen berichten beispielsweise Reportagen und Dokumentationen über die Pornoindustrie, Fetisch und Prostitution. Diese kann man ganz ohne das dem medialen Sex sonst anhaftende Schamgefühl zeigen, denn sie sind ¿sanctioned as serious discourses and meta-discourses about culture, rather than gratuitous opportunities for voyeuristic pleasure¿. Doch Sexualität muss nicht zwangsläufig derart explizit thematisiert werden. Auch wenn ¿Sex¿ nicht im Titel steht, beschäftigen sich journalistische Beiträge und Artikel durchaus mit sexuellen Aspekten: ¿In Magazinsendungen wie `Explosiv` (RTL) wird über Penisprothesen und anderes berichtet, eine WDR-Reportage thematisierte Potenzprobleme und wie sie klinisch zu behandeln sind [¿], Reportagen über [¿] Kinderpornographie finden sich an allen möglichen Stellen, sowohl im privaten als auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen¿. TV-Talkshows und Boulevardmagazine beziehen sich laut Pundt mit fernsehspezifischen Mitteln direkt auf einen gesellschaftlichen Diskurs über Sexualität. Sexualität ließe sich im Medium Fernsehen nur als Mittel der Diskursanreizung effektiv einsetzen. Inzwischen habe sich die mediale Transformation von Sexualität aber längst vom Fernsehen ins Internet verlagert. Eine weitere Möglichkeit der journalistischen Berichterstattung über Sexualität sind Beiträge mit Ratgebercharakter. Sie tragen für die Rezipienten dazu bei, ¿neue Zonen des Normalen und neue Subjektpositionen nicht zuletzt innerhalb der heterosexuellen Matrix zu etablieren¿. Ratgeberbeiträge sind häufig sexualpädagogisch geprägt und vorrangig in Printmagazinen zu finden. Um die Sexualpädagogik seriös erscheinen zu lassen, treten vermehrt Fachleute als Ratgeber auf: ¿Massenmediale Beratung ist jener Ort, an dem der Diskurs des Sexuellen nicht nur unterhält und erregt, sondern Expertinnen und Experten auftreten lässt, die das Publikum über die Feinkalibrierung von Normen und möglichen Devianzen aufklären, und wo spezifisch auf Selbststeuerung ausgerichtete Angebote formuliert werden¿. Berichterstattung über Sexualität: Zwischen Tabuisierung und Pornografisierung: Inhaltsangabe:Einleitung: ¿Sex is part of life. It would be unrealistic to expect the mass media to ignore it. Whether it causes offence or harm to the public depends critically on how it is portrayed, and on how it is used by individuals¿. Problemdarstellung: Sexualität war noch nie so omnipräsent wie heute ¿ erst recht in den Medien. Wenn man die mediale Verbreitung von Sexualität betrachtet, denkt man unverzüglich an Begriffe wie Überflutung, Allgegenwärtigkeit, Sexualisierung oder gar Pornografisierung. Sexuelle Reize sind aus den Massenmedien, die uns täglich allerorten umgeben, nicht mehr wegzudenken: nackte Frauen in der Werbung oder gleich auf dem Titelblatt einer Zeitung, pornografische Webseiten im Internet, der Erotikfilm im Fernsehen. Die Schlussfolgerung dessen: Die öffentliche Sphäre ist sexualisiert. Unsere Gesellschaft scheint im 21. Jahrhundert so aufgeklärt wie nur möglich von einem Tabu kann bei dem Thema Sexualität ¿ scheinbar ¿ nicht mehr gesprochen werden. Doch ist dem wirklich so Und vor allem: Wie sieht es aus, wenn man die Thematik auf ¿Sexualität und Journalismus¿ eingrenzt Welche Rolle spielt Sexualität in der Berichterstattung der Medien ¿ und somit auch als Inhalt und nicht nur als gerne genutzt Form oder als Nachrichtenfaktor, der Aufmerksamkeit beim Rezipienten erzeugen soll Oberflächliche Reize finden sich in medialen Darstellungen von Sexualität zur Genüge. Doch abgesehen davon stellt sich die Frage: Werden auch pikante Aspekte und strittige Themen zum Inhalt eines Artikels oder Fernsehbeitrags gemacht Ein solches Beispiel ist ein Artikel des Magazins ¿NEON¿ in der Ausgabe vom Mai 2005. Darin wird über Asexualität berichtet, ein deviantes Sexualverhalten, dem weder in der Öffentlichkeit noch in den Medien viel Beachtung geschenkt wird. Doch gerade diese Berichterstattung kann beim Leser Sensibilität für das Thema schaffen und gleichzeitig Betroffenen helfen, indem auf Internetforen verwiesen und am Ende des Artikels auch eine Linksammlung angeboten wird. Der Autor Rainer Leurs schreibt: ¿Sich als Asexueller in dieser Welt zu bewegen, das muss ein absurdes Gefühl sein: bestürmt von sexy Werbung, sexy Mode, sexy Musikvideos und `Sex and the City`.¿ Er meint damit: Unsere Welt ist sexualisiert. Die Medien passen sich an und bemühen sich, das Bild der sexualisierten Welt zu reflektieren, aber erzeugen auf der anderen Seite gerade durch ihre Darstellungen erst diese Sexualisierung. Die Frage bleibt also, ob es angebrachter ist, von einer Sexualisierung der Medien zu reden oder aber von einer Medialisierung der Sexualität. Dieser Lebensbereich ist so vielfältig, dass er den Medien per se ein breit gefächertes Themenspektrum bietet. Doch wenn man über die Berichterstattung über Sexualität nachdenkt, kommen einem entweder Ratgeberkolumnen oder Berichte über Sexualdelikte in den Sinn. Gerade letztere begegnen dem Leser, Zuhörer und Zuschauer immer wieder in den Medien, wie auch die im Jahr 2010 aktuelle M, Diplomica Verlag<