Franz Stare:Großflächige Einzelhandelsstandorte in Ortsrandlagen vs. innerstädtischem Einzelhandel
- neues Buch 2002, ISBN: 9783832477738
Verläuft die Entwicklung in Ljubljana wie in anderen westeuropäischen Städten? Inhaltsangabe:Zusammenfassung: Es ist überwiegend der Handel, welcher die für die Urbanität wichtigen Voraus… Mehr…
Verläuft die Entwicklung in Ljubljana wie in anderen westeuropäischen Städten? Inhaltsangabe:Zusammenfassung: Es ist überwiegend der Handel, welcher die für die Urbanität wichtigen Voraussetzungen der Dichte, Frequenz und Mischung schafft und somit eine bedeutende stadtbildende Funktion besitzt. Durch einen Wandel des Nachfrageverhaltens der Konsumenten und der jeweils in den einzelnen Ländern gegebenen Rahmensetzungen politisch-administrativer Gremien vollzieht sich in den meisten europäischen Ländern bereits seit Jahrzehnten ein gravierender Strukturwandel im Einzelhandel, was sich überwiegend in Form von Konzentrationsprozessen und einem Betriebsformenwandel und als Folge dessen in einer zu-nehmenden Verlagerung großflächiger Betriebe in Ortsrandbereiche äußert. Durch diesen ¿Wandel im Handel¿ sind vor allem die Innenstädte als Einkaufsstandorte negativ betroffen, da hier die Originalität des Einzelhandelsangebotes zurückgeht und beträchtliche Attraktivitätsverluste zu verzeichnen sind. Die Auseinandersetzung der Geographie mit der Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsstandorte in nicht ortsintegrierten Lagen und den dadurch hervorgerufenen Konsequenzen für den innerstädtischen Einzelhandel als auch für die Stadtentwicklung an sich besitzt deshalb sowohl in Deutschland als auch in den meisten anderen europäischen Ländern bereits eine lange Tradition und hat dafür gesorgt, dass den Städten und Gemeinden eine Vielzahl an Handlungs- und Planungsempfehlungen zur Verfügung stehen, welche die Erhaltung der Attraktivität und Urbanität der Innenstädte - v.a. durch eine vielfältige Nutzungsmischung - gewährleisten sollen. Die Einzelhandelsstrukturen eines Landes werden natürlich von dem jeweils vorherrschenden sozioökonomischen Entwicklungsstand der Gesellschaft beeinflusst, wobei jedoch die im Rahmen der Vollendung des europäischen Binnenmarktes und der zunehmenden Globalisierung voranschreitende Internationalisierung von Einzelhandelsunternehmen in gewissem Grade auch zu einer Vereinheitlichung der Handelsstrukturen in Europa führt. So kommt es in einzelnen Ländern häufig zu einer Koexistenz traditioneller und moderner Handelsstrukturen, wobei der neue Konkurrenzdruck durch ausländische Konzerne mit modernen Handelskonzepten auf den traditionellen einheimischen Handel entweder zu Geschäftsschließungen nicht-wettbewerbsfähiger Geschäfte führt oder in vielen Fällen zu Anpassungsstrategien, indem die erfolgreichen Handelskonzepte ausländischer Handelsketten imitiert werden. Nach den politischen Veränderungen seit der Unabhängigkeit 1991 zeigen sich im Rahmen der stattfindenden Transformationsprozesse auch in Slowenien die teilweise recht gravierenden Veränderungen im Bereich des Einzelhandels: So lässt sich v.a. seit Mitte der 90er Jahre ein Rückgang der absoluten Anzahl an Einzelhandelseinrichtungen bei einem gleichzeitigen Anstieg der absoluten Verkaufsfläche feststellen. Somit zeichnet sich in dieser Hinsicht auch in Slowenien die Entwicklung anderer westeuropäischer Länder ab: Eine Zunahme großflächiger Einzelhandelseinrichtungen bei einem gleichzeitigen Rückgang der Anzahl an kleineren Geschäften. Dieser Umstrukturierungsprozess der Einzelhandelslandschaft hat letztendlich zu einer Entwicklung von Betriebsformen und -größen beigetragen, die in ihrer Dimensionierung für slowenische Erfahrungen unbekannt gewesen sind. Doch obwohl sich in schon weiter entwickelten Staaten gezeigt hat, dass peripher am Stadtrand gelegene Einkaufszentren zu einer Verödung der Innenstädte beitragen können, entstehen in Slowenien großflächige Versorgungszentren weiterhin lediglich an den Stadträndern und nicht in integrierten Standorten. Eigentlich müssten diesen Einrichtungen langfristige raumordnungspolitische Abwägungen vorangehen, doch die Forderungen nach einer Ad-hoc-Verbesserung der Versorgungssituation und einer fort-schreitenden Wirtschaftsentwicklung, das Fehlen jeglicher raumplanerischer Grundsätze in den einzelnen Gemeinden sowie der rudimentäre Verwaltungsapparat für diese neuen Probleme fördern den Wettlauf von Investoren um die Verkaufsflächen. Auch in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, verläuft die Entwicklung der Einzelhandelseinrichtungen seit Jahren eher unkontrolliert, wobei die Strukturveränderungen momentan nicht mehr zu überschauen sind. In den vergangenen zwölf Jahren wurden auch hier mehrere großflächige Versorgungszentren am Stadt- bzw. Innenstadtrand errichtet. Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit bestand aus diesem Grund darin, die sich möglicherweise ergebenden Konsequenzen der Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe am Stadtrand von Ljubljana auf die Geschäfte der Innenstadt zu untersuchen und anhand dieser Ergebnisse der Frage nachzugehen, ob die Situation in Ljubljana vergleichbar mit derjenigen anderer westeuropäischer Städte ist, deren innerstädtische Einzelhandelseinrichtungen durch die Konkurrenz auf der ¿Grünen Wiese¿ mit einem Kaufkraftabfluss zu kämpfen haben, und ob dadurch letztendlich die Gefahr eines Attraktivitätsverlustes gegeben ist. Zu diesem Zweck wurde zwischen dem 18. und 23.11.2002 sowohl eine Einzelhandelsbefragung in der Innenstadt von Ljubljana durchgeführt als auch eine Passantenbefragung in dem Nahe der Innenstadt gelegenen Tivoli Park. Für beide Erhebungen wurde ein voll-standardisierter schriftlicher Fragebogen als Erhebungsinstrument benutzt. Bei der Totalerhebung der innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen wurden 158 Geschäftsführer/-innen befragt, bei der Stichprobenerhebung der Passantenbefragung 189 Einwohner Ljubljanas. Mit diesem methodischen Vorgehen konnte somit sowohl der Bezug zur Angebotsseite und der Bedeutung einzelhandelsendogener Einflussfaktoren als auch der Bezug zur Nachfrageseite und der Bedeutung einzelhandelsexogener Einflussfaktoren hergestellt werden. Die im Rahmen der durchgeführten Analyse erhaltenen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Der innerstädtische Einzelhandel in Ljubljana ist gekennzeichnet durch einen schwachen Branchenmix und durch überwiegend kleine Geschäfte, meist mit einer Verkaufsfläche von unter 60 m². Die großflächigen Versorgungszentren am Stadt- bzw. Innenstadtrand ¿ und hierunter v.a. das BTC (mit 188.000 m² Verkaufsfläche eines der größten Einkaufszentren Europas) ¿ stellen dabei für diese die größte Konkurrenz dar. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da hier auch zentrenrelevante Sortimente angeboten und gekauft werden. Die größten Vorteile eines Einkaufs in den großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand von Ljubljana bestehen dabei hauptsächlich in der guten Erreichbarkeit für den Pkw-Verkehr, aber auch in dem Preisniveau, der Spezialisierung und der Vielfalt des Angebotes als auch in der Werbung und den Öffnungszeiten. Die Vorteile im Bereich des inner-städtischen Einzelhandels liegen hingegen v.a. in der Attraktivität des Umfeldes, der guten Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, dem hohen Passantenaufkommen, v.a. aber der guten Erreichbarkeit zu Fuß. Zusätzliche Potentiale, sich den veränderten Wettbewerbsbedingungen anpassen zu können, sehen die Geschäftsführer der innerstädtischen Geschäfte in einer verstärkten Werbung, verbesserten Serviceleistungen und Geschäftsumbauten bzw. Geschäftsmodernisierungen. Dennoch lässt sich aufzeigen, dass die Errichtung der großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand schwerwiegende Konsequenzen für die innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen, aber auch für die Innenstadt generell nach sich zieht: Neben einem extremen Kaufkraftabfluss aus der Innenstadt in die neuen Versorgungszentren am Stadtrand, vermehrten Geschäftsschließungen, einem Rückgang des Passanten- und Besucheraufkommens, sinkenden Umsätzen und einer Einschränkung des Warenangebotes wird von den Befragten auch eine Verödung der Innenstadt beklagt. Die Umsatzentwicklung verlief dabei bei fast 50 % aller innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen negativ bzw. stagnierend, die Mietpreise stiegen bei über einem Drittel aller Geschäfte in den letzten fünf Jahren an und jeder zehnte Geschäftsführer plant eine Geschäftsverlagerung, gar jeder achte eine Geschäftsaufgabe. Es kann zwar aufgezeigt werden, dass die Errichtung der großflächigen Versorgungszentren am Stadt- bzw. Innenstadtrand von Ljubljana für die innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen generell negative Konsequenzen hervorgerufen hat, dennoch muss hinsichtlich des Innenstadtgebietes eine genauere Differenzierung erfolgen. So stellt sich v.a. für die Einzelhandelseinrichtungen im Gebiet der Altstadt von Ljubljana die Situation extrem negativ dar. Die Geschäfte in diesem Gebiet sind somit am meisten von der neu entstandenen Wettbewerbssituation betroffen. Doch auch die Einzelhandelseinrichtungen in den Fußgängerzonen und an den Hauptstraßen haben mit den veränderten Wettbewerbsbedingungen zu kämpfen. Insgesamt zeigen sich somit auch in Ljubljana die negativen Konsequenzen der Errichtung großflächiger Einzelhandelsbetriebe am Stadtrand für den Einzelhandelsstandort Innenstadt. Es bleibt die Frage, warum bis jetzt noch kein angemessenes landesplanerisches und städtebauliches Steuerungsinstrumentarium in Slowenien zu einer Forcierung der Förderung des Einzelhandelsstandortes Innenstadt als auch zu einer Steuerung der Ansiedlung und der Erweiterung großflächiger Versorgungszentren am Stadtrand entwickelt wurde. Schließlich gibt es derartige Steuerungsinstrumentarien bereits seit Jahren in den meisten anderen europäischen Ländern, weshalb auch im Hinblick auf den bevorstehenden EU-Beitritt Sloweniens in diesem Zusammenhang ein großer Nachholbedarf notwendig erscheint. Zu einer kurzfristigen Verbesserung der innerstädtischen Einzelhandelssituation muss jedoch v.a. auf die Bestimmungsfaktoren im Standortwettbewerb Einfluss genommen werden, indem zum einen die Standortvorteile der großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand verringert werden, zum anderen aber v.a. die Attraktivität des Einzelhandelsstandortes Innenstadt erhöht wird. In dieser Hinsicht konnten bereits in vielen europäischen Städten positive Erfahrungen gesammelt werden, weshalb eine Anwendung ähnlicher, auf die spezifische Situation in Ljubljana zugeschnittener Konzepte und Mittel erfolgreich sein sollte. Letztendlich gilt es, die Funktionsvielfalt und die Aufenthaltsqualität der Innenstadt von Ljubljana zu erhalten und zu fördern, wobei neben einer Förderung eines ausgewogenen Branchen- und Betriebstypenmixes und einer Ansiedlung fehlender Einzelhandelsgeschäfte sowie Magnetbetriebe auch die Entwicklung und laufende Anpassung einer auf die Bedürfnisse der Stadt zugeschnittenen, verbindlichen Einzelhandelsstrategie unter Beteiligung aller hieran interessierten Gruppierungen im Rahmen eines City-Managements bzw. Stadtmarketings notwendig ist. Inhaltsverzeichnis: Verzeichnis der Abbildungen6 Verzeichnis der Tabellen7 Verzeichnis der Abkürzungen8 1.Einführung9 1.1Anlass9 1.2Zielsetzung und Aufbau dieser Arbeit12 2.Zum Stand der Forschung: Einzelhandel14 2.1Einordnung der Arbeit in den geographischen Kontext14 2.2Der Strukturwandel im Einzelhandel16 2.2.1Ursachen des Strukturwandels im Einzelhandel16 2.2.1.1Handelsexogene Faktoren des Strukturwandels im Einzelhandel17 2.2.1.2Handelsendogene Faktoren des Strukturwandels im Einzelhandel18 2.2.2Folgen des Strukturwandels des Einzelhandels19 2.3Theoretische Begründungsansätze des Betriebsformenwandels23 2.3.1Theorie von Lange25 2.3.2Theorie von Agergard et al26 2.3.3Empirische Überprüfung der Theorien zum Betriebsformenwandel und seinen räumlichen Wirkungen durch Heinritz26 2.4Fazit27 3.Die Einzelhandelssituation in Slowenien und Ljubljana28 3.1Die Situation des Einzelhandels in Slowenien28 3.2Die Situation des Einzelhandels in Ljubljana33 3.2.1Städtisches und politisches Umfeld33 3.2.1.1Stadtentwicklung33 3.2.1.3Regulierungsmechanismen für die Einzelhandelsentwicklung34 3.2.2Einzelhandelsentwicklung35 4.Struktur der großflächigen Einzelhandelsstandorte am Stadtrand von Ljubljana und Auswahl der innerstädtischen Erhebungsgebiete39 4.1Die vier größten Versorgungszentren in Ljubljana39 4.1.1Das BTC (Blagovno Trgovski Center) in Moste39 4.1.2Das Gewerbegebiet in Rudnik39 4.1.3Das Mercator-Center in ¿i¿ka41 4.1.4Das Interspar-Center in Vic41 4.2Die Erhebungsgebiete in der Innenstadt von Ljubljana42 5.Methodisches Vorgehen43 5.1Klassische Erhebungsmethoden in der Handelsforschung43 5.2Erarbeitung des Untersuchungsdesigns43 5.3Konstruktion der Fragebögen47 5.3.1Fragebogen für die Einzelhandelsbefragung47 5.3.1.1Begleitschreiben47 5.3.1.2Befragungsteil48 5.3.1.2.1Branche und Betriebstyp48 5.3.1.2.2Wettbewerbssituation49 5.3.2Fragebogen für die Passantenbefragung50 5.3.2.1Einkaufsverhalten in der Innenstadt von Ljubljana51 5.3.2.2Einkaufsverhalten in den großflächigen Versorgungszentren am Stadt- bzw. Innenstadtrand52 5.3.2.3Vergleich der Innenstadt und der großflächigen Versorgungszentren am Stadt- bzw. Innenstadtrand53 5.3.2.4Angaben zur Person54 5.4Durchführung der Befragungen54 5.4.1Organisation54 5.4.2Pretest55 5.4.3Haupterhebungen55 5.5Ergebnisse und Bewertung der Erhebungsmethode55 5.5.1Rücklauf55 5.5.2Motivation der Probanden zur Mitarbeit57 5.5.3Repräsentativität57 6.Ergebnis: Darstellung und Analyse59 6.1Demographische Angaben der befragten Passanten59 6.1.1Stadtteil des Wohnortes59 6.1.2Geschlecht61 6.1.3Alter62 6.1.4Beruf/Beschäftigung63 6.1.5Anzahl der Bewohner im Haushalt65 6.1.6Monatliches Nettohaushaltseinkommen65 6.2Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt von Ljubljana67 6.2.1Betriebstypen67 6.2.2Branchen68 6.2.3Verkaufsflächen69 6.2.4Besitzverhältnisse70 6.2.5Alter der Einzelhandelseinrichtungen71 6.2.6Anzahl der Beschäftigten73 6.3Die momentane Wettbewerbssituation74 6.3.1Bewertung der allgemeinen momentanen Wettbewerbssituation in der Innenstadt durch die Geschäftsführer74 6.3.2Die momentane Wettbewerbssituation zwischen innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen und großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand, bedingt durch das jeweils vorhandene Branchenangebot und die Einkaufspräferenzen der Bevölkerung75 6.3.3Die momentane Wettbewerbssituation zwischen innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen und großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand, bedingt durch die Besuchsfrequenz der Bevölkerung77 6.4Bewertung der Einzelhandelsstandorte79 6.4.1Bewertung der innerstädtischen Einzelhandelseinrichtungen und der großflächigen Versorgungszentren am Stadtrand durch die befragten, Diplomica Verlag<