Theaterfrauen: Fünfzehn Porträts - suhrkamp taschenbuch Band 2876 - Taschenbuch

Zweihundert Jahre Theatergeschichte hat die Herausgeberin Ursula May betrachtet und darin die großen Lichter gesucht, ausschließlich die weiblichen, um einer ausgemachten Männerdomäne etwas entgegenzusetzen. Schauspielerinnen gibt es genug, jedoch Regisseurinnen, Choreographinnen oder gar Intendantinnen sind immer noch rar. Genau auf solche weiblichen Lichtblicke in den langen Reihen der Theatermänner hat May ihr Augenmerk gelegt und während Theaterbücher fast ausschließlich von Männern geschrieben werden, läßt sie hier nur Autorinnen an die Feder, d.h. also: Frauen, die mit dem Theater in irgendeiner Weise in Berührung kommen, schreiben über Frauen, die Theater machen, und das in ganz unterschiedlichem Stil, jedoch immer in einer hochkarätigen literarischen Form.

Was war das Geheimnis von Sarah Bernhardt, hinter deren prunkvoller Aufmachung sich niemand einen normalen Menschen aus Fleisch und Blut vorstellen konnte? Wie gelang es ihrer Konkurrentin -- der Duse -- trotzdem, ihr den Rang abzulaufen, obwohl sie dagegen kein Gramm Schminke benutzte? Worauf begründet sich der sagenhafte Erfolg des Theatre du Soleil, das unter den Händen von Ariane Mnouchkine entstand und sich im außergewöhnlichen Ambiente eines Zirkuszeltes ereignet?

Helene Weigel ist die proletarische Bühnenfrau. Judith Malina ist das Living Theatre. Isadora Duncan ist der Freie Tanz. Ansteckend wirkt die Leidenschaft, mit der die Meisterinnen der Verwandlung sich selbst, ihre Ausdrucksform und das Theater erschaffen und wie Seele und Blut -- alles, was sie zu geben haben -- sie von dem untrennbar macht, was ihre Schöpfung ist. Ein inspirierendes Buch, und das nicht nur für jene, denen die Bretter die Welt bedeuten. --Daphne Großmann