Text und Bild in Reiseberichten des 16. Jahrhunderts: Westliche Zeugnisse über Amerika und das Osmanische Reich (Kunsthistorisches Institut in Florenz Max-Planck-Institutt) (Studi e Ricerche) - Erstausgabe

Reiseberichte aus Amerika und dem Orient gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der europäischen Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts. Sie künden von den Folgen der geographischen Horizonterweiterung, die sich mit Beginn des Entdeckungszeitalters vollzog und traditionelle Sichtweisen und Wertmaßstäbe der Europäer ins Wanken brachte. Viele der damals in fernen Ländern gemachten Erfahrungen waren nicht mit herkömmlichen Kriterien zu erfassen. So war man zum einen bemüht, neues und altes Wissen miteinander zu harmonisieren und zum anderen gezwungen, eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber dem Unbekannten zu "erlernen". Wie jedoch ging man bei dem sich zwangsläufig ergebenden Kulturvergleich vor? Mit welchen epistemologischen Mitteln und unter welchen Aspekten wurden die neu entdeckten, fremden Zivilisationen in der Reiseliteratur erkundet? Welche deskriptiven Muster zu deren Charakterisierung entwickelten die europäischen Besucher in ihren Berichten? Wie veränderte sich ihre Eigenwahrnehmung aufgrund des Erlebten? Welche älteren Bildprägungen und Präsentationsmuster adaptierte man, und welche schuf man eigens neu, um in diesen Texten das Gesehene adäquat zu illustrieren und zu kommentieren? Dies sind nur einige der in den Beiträgen dieses Buches aus interdisziplinärer Perspektive erörterten Leitfragen.